| Es
sollte einer der ersten Flugtage im neuen Jahr werden. Am 14.04.2004,
also mitten in den Osterferien entschlossen wir uns, dass heißt Patrik,
Dirk, Tim und Ich, bei nicht unbedingt dem allerschlechtesten Wetter
einfach mal Richtung Norden gemeinsam auf Strecke zu gehen. Da es in
den Wochen zuvor kaum einen Tag mit gutem Segelflugwetter gegeben
hatte, waren wir vier höchst motiviert einige Kilometer zu sammeln.
Zumal sollte es der erste gemeinsame Streckenflug von Tim und mir in
unserem Twin III Acro werden, wie sich später herausstellen sollte,
auch unsere erste gemeinsame Außenlandung. Dirk und Patrik pilotierten
selbstsicher unsere beiden Vereins Ls4. Die Basis war schnell erreicht
und wir, es war ja auch nicht anders zu erwarten, mussten uns ganz
schön anstrengen den beiden Ls4 hinterher zu kommen. Zunächst verlief
der Flug auch ohne weitere Probleme. Wir kämpften uns vom Geratshof
(unser Segelflugverein bei Landsberg am Lech) Richtung Illertissen, Ulm
und Gundremmingen vor. Die Thermik schien stabil zu sein und keiner von
uns rechnete mit einer Außenlandung, wo wir auch schon beim Thema
angelangt wären. Die eigentliche Geschichte spielt sich
selbstverständlich nach unserer Landung ab. Aber erst mal Eins nach dem
Anderen. |
|
|
Als
wir die Donau überquerten und auch schon das Atomkraftwerk
Gundremmingen in Sicht hatten, mussten wir überraschenderweise
feststellen, dass der Wettergott an diesem Tag wohl nicht viel für
Segelflieger übrig hatte. Die Basis fiel etwas ab und auch die Thermik
wurde allmählich schwächer. Ich blickte auf unser LX 5000 und drehte
den Geratshof rein - etwas über 70km noch. Das wäre noch zu schaffen
dachte ich (die anderen wahrscheinlich auch). Wir entschieden uns dann
gemeinsam, Kurs auf Landsberg zu nehmen. Die Höhe passte auch, ca. 1600
Meter über Grund und wir flogen ab. Unterwegs noch mal einen Bart
ausgegraben, wunderbar. Je näher wir uns aber von Günzburg entfernten,
umso mehr konnten wir eine mächtige Abschirmung ausmachen, die sich
heimlich wie eine Raubkatze aus Osten anschlich und rasch den Himmel
dicht machte. |
|
 |
|
| Lange
Rede, kurzer Sinn. Wir beide im Twin waren die ersten, die auf dem
Acker saßen. Die beiden Ls4 hatten noch ca. 500 Meter mehr Höhe, als
wir und flogen weiter Richtung Süden in der Hoffnung noch mal DEN Bart
zu erwischen, dieser blieb aber aus und beide saßen irgendwo auf einem
Acker. Der immer stärker werdende Wind machte es ihnen auch nicht
gerade einfach! |
|
|
| Wir
haben uns eine Wiese ganz in der Nähe der Ortschaft Thannhausen
ausgesucht und Tim setzte den Twin souverän und als wäre es ganz
selbstverständlich hin. Die Passanten staunten nicht schlecht, und wir
auch , denn es war unsere erste Außenlandung. Es fällt ja auch nicht
jeden Tag in Thannhausen ein Flugzeug vom Himmel. Eigentlich wäre jetzt
der ganz normale Zirkus in Bewegung gekommen. Ich hatte gleich mein
Handy gezückt und schon mit Tims Vater ersten Kontakt aufgenommen um
ihn als Rückholer zu aktivieren, als wir in der Ferne einen blauen VW
Golf ausmachten, der geradewegs auf uns zu fuhr. Und wir staunten nicht
schlecht, als drei junge Leute ausstiegen und uns einer fragte, ob wir
den Flugplatz nicht gefunden hätten? |
|
 |
|
|
Ich
habe zwar im LX Tannhausen drin gehabt, wer kann aber schon davon
ausgehen, dass dort unter der Woche Flugbetriebbetrieb herrscht, zumal
wäre es ein Umweg gewesen, nur um festzustellen, dass dort keiner ist,
was wiederum wertvolle Höhe gekostet hätte. Wir sind ja auch nicht
davon ausgegangen, dass wir kurze Zeit später irgendwo auf einer Wiese
sitzen. Zu unserem Erstaunen stellte sich nach kurzem Gespräch heraus,
dass die Drei aus dem Golf auch Segelflieger waren und der
Thannhausener Verein ebenfalls einen Twin hat. Die Jungs boten uns an,
unseren Flieger zu ihrem Platz zu transportieren. Schnell war die Sache
mit dem Rückholer vergessen. Zwanzig Minuten später sahen wir wieder
einen blauen VW Golf, aber diesmal mit Anhänger auf uns zu fahren. In
der Zwischenzeit haben wir bereits alle Vorkehrungen für das Zerlegen
des Twins getroffen. Der Flieger war dann auch schnell abgebaut und in
den Hänger verladen. Doch dann die Enttäuschung, der Deckel ging nicht
zu, unser Dicker, wie wir ihn liebevoll nennen war zu groß. Aber einen
Segelflieger kann so schnell nichts aus der Fassung bringen. Tim und
ich kletterten in den Hänger und hielten die Klappe fest. Darauf ging
es erstmal im Schritttempo über einen Feldweg aus der Außenlandewiese.
Auf der Straße angelangt fuhren wir dann gemütlich durch das Dorf, wo
die Kinder und einige Passanten nicht schlecht staunten. Im Hänger war
es saukalt und wir waren nach den fünf oder sechs Kilometern bis zum
Platz ziemlich durchgefroren.
|
|
|
Eine
halbe Stunde später war der Twin wieder aufgebaut und durchgecheckt,
die Drei aus dem Golf einen Kasten Bier reicher und die Schleppmaschine
voll getankt. Darauf folgte der für mich schrecklichste F-Schlepp, den
ich bisher mitgemacht habe. Die Morane beschleunigte unseren Dicken
recht träge auf 90 Km/h, als auch schon das Ende der Bahn unter uns
vorbei huschte. Der Steigflug führte dann direkt über ein Kieswerk,
wobei man im ersten Moment das Gefühl hat in den Turm zu knallen. Das
Gefühl trügt auch nicht, denn es geht sehr knapp mit Ach und Krach
drüber! Nach 15 Minuten Schlepp klinken wir aus und hatten genügend
Höhe um ganz gemütlich nach Hause zu gleiten. Es blieb uns sogar noch
soviel Höhe um direkt über unserem Platz ein paar schöne hochgezogene
Fahrtkurven zu fliegen. Dirk und Patrik hatten nicht so viel Glück wie
wir. Es dauerte dann noch zwei Stunden bis beide total durchgefroren am
Platz mit den Fliegern im Hänger auftauchten. |
|
|
 |
|
|
Und
was lernt man daraus? Lande auch auf einem Flugplatz, sogar wenn es
scheint, dass keiner da ist, denn irgendeinen verrücktern
Fliegerkameraden trifft man dort bestimmt.
Story by Thomas Mayer |